Bis zum 08. März sind es nur noch wenige Tage. Feminist*innen auf der ganzen Welt haben ihre gebündelte Power in die Planung des 08. März sowie die Tage und Wochen um diesen besonderen Tag gesteckt. Trotz Pandemie gab es bereits in den vergangenen Tagen viele kreative, empowernde und mit ganz viel Leidenschaft geplante Veranstaltungen und es werden noch viele weitere folgen. Auch für uns ist der feministische Kampftag einer der wichtigsten Tage im Jahr, denn dieser Tag gehört uns!
Doch leider gibt es nach wie vor viel zu viele cis-Männer, die damit nicht umgehen können. Gemeint sind nicht die alten, weißen Männer vom Stammtisch nebenan (von denen erwarten wir nichts Anderes), sondern Genossen aus den eigenen Strukturen. Am 26.02.2021 veröffentlichte die Interventionistische Linke Düsseldorf [see red!] einen “Aufruf von männlichen Genossen zur Teilnahme an der Frauenkampftagsdemo”.
Nach kurzer Sprachlosigkeit und der absurden Hoffnung, dass das ein schlechter Scherz sein muss, folgte riesengroße Wut. Auch wir haben, wie die meisten anderen FLINTA+, von klein auf gelernt unsere Emotionen zu kontrollieren und bloß nicht zu laut zu sein. Viel zu häufig werden wir mit den Vorwürfen der hysterischen Feminist*innen, die viel zu emotional reagieren, konfrontiert. Dies dient einzig und allein dem Zweck uns klein zu halten, Argumente und Kritik zu entkräften, Kompetenzen abzusprechen und uns unserer Stimmen zu berauben. Doch wir lassen uns unsere Stimme nicht nehmen. Wir sind wütend und das sollen die männlichen Genossen von [see red!] deutlich spüren, weshalb wir diese Worte direkt an euch richten:
Wie könnt ihr es wagen diesen Tag für euch zu vereinnahmen? Wie könnt ihr es wagen auch an diesem Tag euren Mund aufzumachen und den Menschen (FLINTA+) den Raum zu nehmen, der ihnen zusteht? Euch wird an 365 Tagen im Jahr zugehört, viel zu häufig habt ihr in dieser Gesellschaft das letzte Wort, die Deutungshoheit, den größten Redeanteil. Im Patriarchat ist Macht euer vermeintliches Geburtsrecht, einfach nur, weil ihr Männer seid. Ihr seid nicht in der Lage auf ein paar der 365 Tage, noch nicht mal auf einen einzigen Tag im Jahr, zu verzichten und uns diesen zu überlassen.
Die durch FLINTA+ hart erkämpfte Aufmerksamkeit rund um diesen Tag nutzt ihr, um euch öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Und eins müssen wir euch lassen, ihr habt euch sehr clever angestellt, indem ihr schreibt, dass ihr mit Kritik rechnet und ganz sicher Fehler machen würdet. So könnt ihr euch am Ende noch stolz auf die eigene Fahne schreiben, dass ihr den Diskurs angestoßen habt. Dass ihr euch mit dieser gelungenen Rhetorik immun gegen jedwede Kritik gemacht habt, ist euch sicher bewusst und so gewollt. Die bösen Feminist*innen mit ihrer Null-Fehler-Toleranz sollten euren Versuch der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Männlichkeit doch wenigstens ein bisschen wertschätzen. Ihr habt es ja schließlich versucht, seid stets bemüht und immer noch besser als nichts zu machen.
Versteht uns nicht falsch. Wir begrüßen es, wenn ihr anfangt euch mit der eigenen, toxischen Männlichkeit und eurer Macker-Attitüde kritisch auseinanderzusetzen. Wir begrüßen es ebenfalls, wenn dies öffentlich geschieht und ihr andere cis-Männer dazu aufruft es euch gleichzutun. Wir begrüßen es, wenn ihr sagt, dass Männer unseren feministischen Kampf aktiv unterstützen und sich solidarisieren sollen. Doch warum habt ihr nicht einen anderen Zeitpunkt gewählt, um zu zeigen, was für reflektierte Feministen ihr doch seid? Warum müsst ihr euch genau jetzt zu Wort melden, euch in den Fokus des Kampftages rücken und entscheiden, welche Thematiken zum 08. März auf den Tisch kommen? Dem leider nicht genug, ihr nehmt es euch zudem heraus zu entscheiden was am 08. März richtig und was falsch ist, doch ihr habt kein Mitspracherecht!
Gerne zitieren wir zum Schluss noch eine kurze Passage aus eurem eigenen Aufruf: “Es ist richtig, dass die inhaltliche Gestaltung und Organisierung des feministischen Kampftages von Frauen übernommen wird. Es ist richtig, wenn Männer sich an diesem Tag und gern auch an weiteren Tagen zurücknehmen.”
Hättet ihr euch doch bloß an eure eigenen Worte gehalten, die Fresse gehalten, zugehört und zu einem anderen Zeitpunkt Beiträge, Diskussionsrunden oder Kundgebungen zur Thematik: “Die eigene Männlichkeit kritisch hinterfragen & warum und wie ich als cis-Mann feministische Kämpfe unterstützen sollte” zu veröffentlichen / zu veranstalten.
In unseren Augen habt ihr gar nichts verstanden und eure kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Männlichkeit ist ein Witz.
Der 08. März gehört uns!