07.05.2020 Stellungnahme zur Weiterführung der Bundesliga

Nun ist es also beschlossene Sache: Die Fußball-Bundesliga soll in der nächsten Woche ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, unsere Fortuna spielt am Samstag, den 16.05., um 15:30Uhr gegen den SC Paderborn. So wie auch dieses sollen alle Spiele der laufenden Saison dabei als sogenannte „Geisterspiele“ durchgeführt werden. Unserer Meinung nach ist dies jedoch keineswegs ein Anlass zu großer Freude, denn was in den Medien als „Teilrückkehr zur Normalität“ oder „wichtigen, positiven Impuls in der momentanen Krise“ berichtet wird, ist alles andere als „normal“ oder ein „wichtiger Impuls“.

Die DFL hat aufgrund der Corona-Krise Maßnahmen beschlossen, wie sich Spieler, Trainerstäbe und Medien rund um die Spieltage und während der Trainingswoche zu verhalten haben. Positive Tests bei den Bundesliga-Profis werden nicht etwa mit der Sorge zur Kenntnis genommen, dass dies nur der Anfang einer Reihe von COVID-19 Infektionen in der Bundesliga sein könnte, sondern wird abgefeiert, da die „Mechanismen und Pläne der DFL“ greifen. Dass wir in dieser Zeit an einen Punkt gelangen, in der sich tatsächlich über positive Tests gefreut wird, zeigt die Perversion, Kälte und Endstufenkommerzialisierung des gesamten Profifußballs.

Während sich KrankenpflegerInnen, Menschen im Einzelhandel und viele, viele andere als „systemrelevant“ bezeichnete im Kampf gegen das Virus und seine Auswirkungen täglich an vorderster Stelle befinden, ging es in den letzten Tagen nur noch darum, ob es möglich ist, einen Rahmen zu finden, in dem sich 22 Menschen auf einen Ball konzentrieren, während dies in knapp 200 Ländern übertragen wird. Während beispielsweise Pflegekräfte also seit Jahren für verbesserte Arbeitsbedingungen kämpfen müssen, nutzt der Profifußball seine anscheinend große Lobby in der Politik aus, um vor allem wegen wirtschaftlicher Interessen den Spielbetrieb weiterlaufen zu lassen.

Es ist nicht in Ordnung, dass die Maschinerie des Profifußballs aufs Erbrechen weitergeführt wird, während „Systemrelevante“ sich teils unter unfairen Lohnbedingung strecken müssen, damit wir weiterhin wie gewohnt Einkaufen oder medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können. Der Profifußball hätte in dieser Zeit die Chance gehabt, sich solidarisch mit allen Menschen zu zeigen, auf die es wirklich ankommt. Stattdessen sollen bis Ende der Spielzeit 20.000 Tests dafür aufgebracht werden, um die Beteiligten dieses großen Zirkus auf eine mögliche Infektion zu testen, während diese an anderer Stelle mit an 100% angrenzender Wahrscheinlichkeit nötiger gebraucht werden.

Auch wenn uns allen der Verein Fortuna Düsseldorf verbindet und unsere Leben bis in den März diesen Jahres Woche für Woche entscheidend geprägt hat, so dürfen wir den Profifußball nicht überschätzen. Viel zu wenig wird auf das Schicksal tausender Amateur- und halbprofessioneller Vereine eingegangen, welche weitaus schwerwiegendere Konsequenzen fürchten, als eine Aktiengesellschaft, die sich um den Kurs an der Börse sorgen macht. Es ist den Hunderttausenden von Menschen, die hobbymäßig im Verein Fußball spielen, nicht fair gegenüber, dass man so sehr den bezahlten Fußball fokussiert und nur beiläufig erwähnt, dass man in NRW ab dem 30.05. „ja auch wieder in Amateurwettbewerben“ spielen darf. Dass es für den Amateurfußball keine gemeinsam koordinierte Linie gibt, ist an Lächerlichkeit schwierig zu übertrumpfen.

Der Fußball sollte in dieser Zeit zusammenstehen. Durch die kommende Spiele in der Bundesliga ist jedoch der Beweis erbracht, wie weit sich der Profifußball von seinen beiden Basiselementen entfernt – dem Amateurfußball, dessen Vereine auch in ihren Breitensportabteilungen weiterhin eingeschränkt sein werden, sowie uns: den Fans.

Statt wie die DFL und ihrer anscheinend riesigen Lobby in der Politik problemorientiert zu argumentieren, sollte man lösungsorientiert denken. Ein sofortiger Stopp der Bundesliga, die Ernennung des aktuellen Tabellenersten Bayern München zum deutschen Meister sowie eine Aussetzung des Abstiegs und die Aufstockung auf 20 bzw. vielleicht sogar 21 Teams wäre eine für alle 36 DFL-Klubs definitiv ein besserer Kompromiss als das, wie es momentan gelöst werden soll. Das Vorziehen einer Drittliga-Reform zur nächsten Saison, die ja vielleicht sowieso wieder zweigleisig gestaltet werden soll, wäre den momentan auf den in dieser Liga auf den Abstiegsplätzen befindlichen Teams gegenüber eine mögliche und faire Lösung. Der Aufstieg aller Meister der Regionalligen, wie es von Fan-Initiativen schon länger gefordert wird, und eine Neumodellierung der darunter folgenden Staffeln wird auch von vielen Amateurklubs bevorzugt. So gäbe es immerhin ein halbwegs gleiches Recht für alle Vereine, die eine Fußballabteilung besitzen. Durch die momentane Idee bleiben die kleinen Vereine allesamt auf der Strecke.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Bundesliga-Klubs aus diesen Zeiten die richtigen Schlüsse ziehen und einsehen, was viele aktive Fans bereits erkannt haben: Die Bundesliga ist nicht unfehlbar, sie ist nicht unbesiegbar und sie ist auf gar keinen Fall in ihrer jetzigen Form unverzichtbar.

Fußball ohne seine Fans und ohne seine Basis ist kein Fußball.

Für Solidarität im gesamten Fußball – Gegen Geisterspiele

Dangermouth Football Crew

antirasisters

Hypers2001

Dissidenti Ultra

Casual Punx

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